Nach der schweren Zeit der Flucht wollen Frauen oft ganz für die Familie da sein. Während von den Männern erwartet wird, dass sie sich eine Arbeit suchen und ernsthaft Deutsch lernen, erscheint das für die Frauen oft weniger wichtig. Das ist schade für die Frauen, aber auch für uns, denn integrierte Frauen übernehmen eine Schlüsselrolle bei der Integration der nächsten Generation.
Um es den Frauen leichter zu machen, bieten Gisela Lässig und Andrea Riedmann vom Helferkreis seit über einem Jahr einmal wöchentlich einen Sprachkurs speziell für Frauen an. Dort geht es meist fröhlich zu — vor allem bei Rollenspielen und sprachlichen Missverständnissen wird viel gelacht. Die Themen sind mittlerweile schon recht anspruchsvoll: gerade werden die im Deutschen manchmal verwirrenden Zeitangaben behandelt, wie “fünf vor halb fünf” oder “dreiviertel sechs”.
Die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmerinnen sind natürlich beim Unterricht eine Herausforderung, aber die Lehrerinnen entwickeln immer wieder neue Ideen, um den Spracherwerb zu erleichtern. So schreiben sie eigene Texte, in denen die Frauen selber vorkommen — das motiviert die Asylbewerberinnen sehr. Um eine ältere Kursteilnehmerin (bereits mehrfache Oma) aus der Reserve zu locken, brachte Frau Lässig auch einmal Nähzeug mit in den Kurs: “Heute lernen wir Knopf annähen auf Deutsch!” Das Konzept ging nur zur Hälfte auf, wie Frau Lässig sich lachend erinnert: der Knopf wurde mit Begeisterung ruckzuck angenäht — der sprachliche Fortschritt hielt sich jedoch in Grenzen.
Die ehrenamtlichen Lehrerinnen wären froh, wenn noch mehr Frauen das Angebot nützen würden, aber sie freuen sich auch über den “harten Kern”. Besonders zwei Somalierinnen engagieren sich auf beeindruckende Weise und besuchen nun auch einen offiziellen Integrationskurs in Unterhaching, wo sie gemeinsam mit Männern unterrichtet werden. Nach erfolgreichem Kursabschluss dürfen sie auf einen Ausbildungsplatz hoffen. Eine von ihnen gestand kürzlich nach dem Kurs, dass sie es manchmal selber kaum fassen könne: “Vor eineinhalb Jahren konnte ich noch nicht mal meinen eigenen Namen schreiben, und jetzt kann ich bereits richtige Texte verstehen.”